Wie Wohninitiativen »Nachhaltigkeitsinnovationen« anstoßen

Siehe da: Auch die Forschung entdeckt allmählich, dass von Wohninitiativen unverzichtbare Impulse zur Entwicklung nachhaltiger Wohnformen ausgehen. Zwar laden die in nüchterner Fachsprache gehaltenen Ergebnisse des vor kurzem abgeschlossenen Projekts WohnMobil nicht allzusehr zum Lesen ein, ergiebig sind sie gleichwohl.

Für WohnMobil haben mehrere Einrichtungen der Wissenschaft sowie der Bundesverband Baugemeinschaften, koordiniert vom Frankfurter Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE), in den Jahren 2015 bis 2018 das Potenzial »wohnbegleitender Dienstleistungen als Nachhaltigkeitsinnovationen« untersucht. Die Brücke zur Praxis schlugen sie, indem sie eng mit zwei Wohninitiativen und einem städtischen Wohnungsbauunternehmen in Werder, Berlin und Pirmasens zusammenarbeiteten.

Sie wollten wissen: Was können sich Wohninitiativen von Konzepten wie Car- und Bike-Sharing, Gemeinschaftsgärten und Multifunktionsräumen erwarten? Unter welchen Umständen lohnt es, Gemeinschaftswerkstätten einzurichten oder das Sharing von Nahverkehrs-Tickets zu organisieren? Und vor allem: Was kann die Wohnungswirtschaft aus all diesen Erkenntnissen lernen?

Der Nutzen wohnbegleitender Dienstleistungen ist offensichtlich: Sie stärken die Gemeinschaft, und sie schonen Ressourcen. Entscheidend ist also vor allem auch die Frage, unter welchen Rahmenbedingungen sie sich erfolgreich realisieren lassen. Für Praktiker haben die Wissenschaftler darum eine Reihe von FactSheets verfasst. Darin stellen sie unterschiedliche Konzepte vor, geben Hinweise, wie man ihre Realisierung am besten angeht und nennen erfolgreiche Beispiele wie etwa das Repair Café 4All e.V. in Wiesbaden.

Im Abschlussbericht destillieren sie aus ihren Erkenntnissen zehn Kernbotschaften. Eine der wichtigsten, man kann sie nicht häufig genug wiederholen: Von nichts kommt nichts. Die AutorInnen formulieren allerdings etwas spröder so: »Wohnbegleitende Dienstleistungen als Nachhaltigkeitsinnovationen erfordern das Engagement aller Beteiligten.«

Die entscheidende Lektion erteilt WohnMobil indessen eher zwischen den Zeilen. Viele Konzepte, so lässt sich der Abschlussbericht wohl interpretieren, sind dank des Einsatzes der Wohninitiativen längst dem Experimentierstadium entwachsen und haben ihren Nutzen bewiesen. Es wird höchste Zeit, dass Wohnungsbauunternehmen, Traditionsgenossenschaften, Kommunal- und Landespolitiker die Neuerungen endlich aufgreifen und zu einem selbstverständlichen Bestandteil wohnungsbaulicher Maßnahmen werden lassen.

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