Wo, wenn nicht in Frankfurt!

Zäh ist er: der Kampf um neue Wohnformen, um Flächen für die Realisierung gemeinschaftlicher und genossenschaftlicher Wohnmodelle, um die Gestaltung urbaner Zukunft. Zäh muss auch sein, wer ihn ausficht. Das Ziel ist eigentlich nichts Besonderes: ein großes Haus auf einem passabel gelegenen Grundstück und eine Gemeinschaft, die ihren Namen auch verdient. Doch liegt dieses Ziel mangels Bau- oder Kaufgelegenheiten regelmäßig so sehr im Ungewissen, dass es sich ins Konturlose verflüchtigt: Frankfurt-City oder doch hinter den Frankfurter Berg? Ökologisch und teuer, oder doch lieber »bezahlbar«? Kaufen oder mieten? Eine Genossenschaft gründen oder mit einer Traditionsgenossenschaft kooperieren? Schon nächstes Jahr, oder eher erst ab 2025?

Wem zuweilen die Bilder einer gelingenden Zukunft abhanden kommen, dem sei der Gang ins Frankfurter Museum für Angewandte Kunst empfohlen oder doch zumindest dieser Beitrag in der Süddeutschen Zeitung, der über die Ausstellung Moderne am Main 1919-1933 berichtet. Denn er belegt: Was wir heute wollen, das gab es schon einmal – vor fast hundert Jahren. Wenn das keine Aufforderung ist, auch heute wieder in lebhaften Farben zu träumen!

In »Personen wie dem Oberbürgermeister Ludwig Landmann und dem Stadtrat für Hoch- und Städtebau Ernst May«, so schreibt die SZ-Redakteurin und Kunsthistorikerin Laura Weißmüller, »sah es die Stadt Frankfurt als ihre Aufgabe, ihren Bürgern ein besseres Leben zu bereiten. In Häusern, die modern, komfortabel und hygienisch sein sollten, mit Produkten, die sich alle leisten konnten, weswegen man sich nicht nur über die industrielle Herstellung und die Vermarktung, sondern auch über die Ratenzahlung Gedanken machte.« … »Ging es in den Zwanzigerjahren doch darum, das Leben in einer neuen urbanen Welt besser zu machen, und zwar für alle, möglichst allumfassend.«

In Frankfurt ist dies zudem besser gelungen als anderswo, findet Weißmüller: »Wer fies wäre, würde sagen, das Neue Frankfurt hat das geschafft, wovon das Bauhaus immer nur träumte: bezahlbare Industrieprodukte zu entwerfen, die in Serie gingen und tatsächlich bei den Menschen zu Hause, aber auch im öffentlichen Raum ihren Platz fanden.«

Vielleicht legt man sich diesen ermunternden Artikel vorerst einfach in die Schublade. Der richtige Zeitpunkt, ihn zu zücken? Wenn die Wohngruppe schlapp zu machen droht oder die Stadt wieder einmal an sich selbst scheitert. Die Ausstellung im MAK endet allerdings schon am 14. April 2019.

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